Das Dalberg-Herdingsche Schloß in Nierstein
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Ein
besonderes Juwel, das sich in der Niersteiner Rheinstrasse im Verwaltungsgebäude
der Mälzerei, dem ehemaligen Dalberg-Herdingschen Schloss, befindet,
ist die kleine Hauskapelle.
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Freifrau
Ursula von Herding geb. von Ysenburg ließ das Schloss in den Jahren
1839 - 1842 erbauen. Es wurden italienische Vorbilder herangezogen.
Im Mittelbau sehen wir eine rundbogische Tordurchfahrt mit je 2 rundbogischen
Fenstern, im ersten Stock 5 Fenster in gerader Form, darüber ein
fünfachsiger vorgezogener Mittelrisalit. Zu beiden Seiten schließen
sich je 4 Fensterachsen an, wiederum rundbogig im Erdgeschoß und
gerade im 1. Stockwerk. Rundfenster dienen als Lichtquellen in oberen
Stockwerk. Das Dach ist flach geneigt. Im hinteren Teil des rechten
Seitenflügels befindet sich die Hauskapelle mit Blick auf den großen
Garten, die Weinbergslage Glöck und die Kilianskirche, die Ursula
von Herding, eine kunstsinnige Frau, von Jakob Götzenberger ausmalen
ließ und der hier etwas wirklich Großes geschaffen hat.
In der Mannheimer Zeit Götzenbergers fällt die Ausmalung der
Niersteiner Dalberg-Herdingschen Schlosskapelle eine Freskenmalerei
im Stiel der "Nazarener", eine romantische Synthese von Religion
und Natur. |
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Das
Hauptgemälde in der Apsis der Kapelle ist das der Anbetung des Christuskindes
durch die drei Weisen; darüber schweben Engel mit Leidenswerkzeugen,
die schon einen Hinweis geben auf den weiteren Weg Jesus. Weiter oben
im Gewölbe sieht man das Gemälde der Himmelfahrt und Krönung
Marias im Himmel. Alles ist umrankt mit herrlichen Dekorationen. An den
Seitenwänden sind kleinere Gemälde zu finden. Auf der einen
Seite der Evangelist Johannes, der an seiner Offenbarung schreibt. Das
Papier in der linken Hand zeigt in Kürze Kapitel 1, Vers 1 der Offenbarung.
"Das ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat,
seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll; und hat sie
gedeutet und gesandt durch seinen Engel zu seinem Johannes." Im Kelch
rechts von Johannes ruht die Schlange, Symbol des Satans, und weist auf
die Überwindung des Bösen durch das Evangelium hin; im Hintergrund
Felsen, eine Palme und das Meer, der Verbannungsort des Johannes auf der
Insel Patmos. Niersteiner Bürger haben Götzenberger beim Malen Modell gestanden. So wissen wir z.B. wer sich hinter den beiden Kinderköpfchen in der Fensternische verbirgt. Das Köpfchen auf der linken Seite stellt das Kind des ehemaligen Schlossgutsverwalter Eicher, die spätere Frau des Bäckermeisters Naab dar; das Köpfchen auf der rechten Seite die 3-jährige Tochter des Schiffsbesitzers Peter Kehl, die spätere Frau des Weingutsverwalters Georg Schätzler. Einer der drei Weisen aus dem Morgenlande auf dem Altarbild stellt den ehemaligen Besitzer der Posthalterei und Wirt des Gasthauses zum Gelben Haus (das Gelbe Haus wurde abgerissen, als die Villa Guntrum gebaut wurde) Ludwig Deidesheimer dar (derjenige mit dem ornamentalen Muster auf der Kleidung). Ursula von Herding geb. Ysenburg hat nie ihren Wohnsitz von München nach Nierstein verlegt. Wahrscheinlich hat sie nur zeitweilig ihr Schloss in Nierstein besucht. Sie setzte einen Verwalter namens Eicher ein, der sich um ihren Niersteiner Besitz kümmerte. Als sie 1860 starb, erbte ihr Neffe, ein österreichischer Offizier aus Wien das Niersteiner Schlossgut, der es wegen Spielschulden bei einem Wiener Geschäftsmann verpfändete. Dieser ließ es versteigern. Die Weinberge Pettental, Flächenhahl und Lehngarten wurden von dem Weingut Hermann Schmitt gesteigert. Die berühmte Weinbergslage Glöck kam in den Besitz von Philipp Fink Erben, Mainz und später an die Weinbaudomäne, die sie heute noch besitzt. Ein Bierbrauer kaufte das Gebäude und baut im Hof eine Malzfabrik und Bierbrauerei auf. Das Gebäude diente der Verwaltung des Betriebes. Heute gehört die Mälzerei der Firma Durst. Frühere Inhaber waren:
Wir können froh und dankbar sein, dass die Besitzer der verschiedenen Mälzereien uns das Kleinod in so gutem Zustand erhalten haben und dass der heutige Besitzer uns nach Möglichkeit die Gelegenheit gibt, die Kapelle, dieses Juwel, in Augenschein zu nehmen.
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Literatur:
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