Eröffnung der Ausstellung "Das Kornsand-Verbrechen"

Zahlreiche Nachfahren der Opfer kamen zur Eröffnung der Ausstellung "Das Kornsand-Verbrechen" in die Riesling-Galerie des Niersteiner Rathauses. Darüber haben sich die Organisatoren des Geschichtsvereins Nierstein ganz besonders gefreut. Hans-Peter Hexemer, 1. Vorsitzender des Vereins, hob in seiner Begrüßungsrede hervor: "Nie werde ich den Tag und die Stunden vergessen als wir die Stolpersteine für die Kornsand-Opfer vor zwei Jahren im Beisein und unter ihrer Mitwirkung verlegt haben. Wer es bis dahin nicht gewusst und begriffen hatte, warum wir die Erinnerung wachhalten müssen, der hat damals erfahren, wie wichtig es ist, die Opfer wieder in unsere Gemeinschaft aufzunehmen. Wer je Zweifel haben mochte, wo sein Platz sei, dem ist dabei bewusst geworden: Dieser Platz muss immer an der Seite der Opfer sein."
Die Opfer waren Cerry und Johann Eller, Jakob Schuch,
    Geschichtsverein Nierstein e.V.
Georg Eberhardt, Nikolaus Lerch - alle aus Nierstein - und Rudolf Gruber aus Oppenheim.

Um an diese Opfer zu erinnern, holte der Verein anlässlich des 70. Jahrestags des Verbrechens vom 21. März 1945 die Ausstellung, die von der Gemeinde Trebur vor 10 Jahren zusammengestellt wurde, nach Nierstein und präsentierte sie - in Zusammenarbeit mit der Stadt Nierstein - erstmals an dem Ort, an dem das Unheil damals seinen Lauf nahm. Hexemer betonte, wie notwendig es ist, in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit neue Wege einzuschlagen, um die jungen Menschen anzusprechen: "Nur noch wenige Zeitzeugen können Auskunft geben. Wer jedoch einen Zeitzeugen gehört hat, der wird selbst zum Zeitzeugen und muss die Botschaft weiter tragen."

GVN   Klaus Hagemann, Vorsitzender des Fördervereins Projekt Osthofen und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, wies in seiner Rede darauf hin, dass die verhängnisvolle Entwicklung nach dem 30. Januar 1933 "hier in unseren Dörfern begann" und die ersten Verhaftungen von politischen Gegnern, die in aller Öffentlichkeit gedemütigt und misshandelt wurden, "in großen Teilen der Bevölkerung Zustimmung fanden". Man müsse, so Hagemann, immer wieder daran erinnern, um aus den Ereignissen zu lernen, als Mahnung für ein "Nie wieder!" Und er zitierte den amerikanischen Schriftsteller Elie Wiesel, der den Holocaust überlebt hatte: "Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer, Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten."
     
Carsten Sittmann, Bürgermeister von Trebur, führte aus, wie sehr ihn das jährliche Gedenken am Gedenkstein auf dem Kornsand immer wieder aufs Neue bewege: "Es ist erschreckend, was Menschen anderen Menschen angetan haben". Egid Rüger, Erster Beigeordneter der Stadt Nierstein, führte in seiner sehr persönlich gehaltenen Ansprache vor Augen, wie weit die NS-Diktatur bis in die einzelne Familie hineinreichte, so dass selbst die Namengebung für Neugeborene Einschränkungen erfuhr.

Hans-Peter Hexemer ermunterte die zahlreichen Gäste, unter denen sich neben dem Bundestagsabgeordneten Jan Metzler, Mitglieder des Stadtrates Nierstein sowie Vertreter der Stadt Oppenheim und der VG Rhein-Selz befanden: "Reden Sie über diese Ausstellung!", um möglichst viele zu veranlassen, hierher zu kommen.

Unmittelbar nach der Ausstellungseröffnung beschloss der Niersteiner Stadtrat, die noch vorhandenen Grabstätten, in denen Cerry und Johann Eller, Georg Eberhardt und Jakob Schuch ruhen, zu Ehrengräbern der Stadt zu bestimmen und damit ein weiteres Zeichen zu setzen, die Opfer zu ehren.

 

Die Dienstagswanderer Uelversheim waren die ersten, die die Gelegenheit nutzten, sich von unserem 2. Vorsitzenden Hans-Uwe Stapf durch die Gedenkausstellung "Das Kornsand-Verbrechen" führen zu lassen.

 

Die Rede von Hans-Peter Hexemer finden Sie hier im Wortlaut.

 

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten im Niersteiner Rathaus jederzeit zugänglich. Dazu sind individuelle Besichtigungen und Führungen nach Absprache möglich - siehe Einladung.

 

Text: Susanne Bräckelmann / Fotos: Elfriede Hexemer, Axel Schwarz, Heiner Bräckelmann

Fotos: Geschichtsverein

 


Foto 1: Klaus Hagemann
Fotos 2, 3 und 5: Gut besucht war die Eröffnung der Ausstellung im Niersteiner Rathaus
Foto 4: Die Dienstagswanderer Uelversheim

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Nierstein, März 2015