Vortrag über das KZ Hinzert

Von der Geschichte des SS-Sonderlagers und KZ Hinzert bei Trier berichtete Ramona Dehoff, die Geschäftsführerin des Fördervereins KZ Osthofen, in der Riesling-Galerie im Rathaus. Anlass war der bundesweite Gedenktag für die Opfer der Nationalsozialisten am 27. Januar, den der Geschichtsverein Nierstein gemeinsam mit der Stadt Nierstein beging. Das KZ Hinzert war - wie Hans-Peter Hexemer, 1. Vorsitzender des Vereins, einleitend erläuterte - eines von 42.500 Lagern, die es in Deutschland und den besetzten Gebieten zur Zeit der NS-Diktatur gegeben hat. Lager unterschiedlichster Art. Hinzert war 1939 zunächst konzipiert als Barackenlager für Arbeiter, die - wegen "asozialen Verhaltens" oder "mangelnder Arbeitsdisziplin" - zur "Umerziehung" eingewiesen und beim Bau des Westwalls eingesetzt wurden. Während des Krieges kamen die Häftlinge dann nicht mehr nur aus Deutschland, sondern auch aus den besetzten Ländern, vor allem aus Luxemburg, Frankreich und Belgien, zumeist politische Widerstands-kämpfer.

   

GVN

Ramona Dehoff informierte über das KZ Hinzert.

Hinzu kamen Häftlinge aus Osteuropa, überwiegend straffällig gewordene Zwangsarbeiter. Es gab, so Ramona Dehoff, kaum einen Bereich der deutschen Wirtschaft - von der Großindustrie bis zur Landwirtschaft -, der keine Zwangsarbeiter einsetzte. Bei der Behandlung machte das brutal und grausam agierende Wachpersonal große Unterschiede zwischen den Zwangsarbeitern aus dem Westen und den als "rassisch minderwertig" eingestuften Zwangsarbeitern aus dem Osten. Zu dieser Gruppe zählten auch, zumeist polnische Männer, die wegen verbotener Beziehungen zu deutschen Frauen inhaftiert waren. Die sogenannten "Polenerlasse" sahen für sexuelle Kontakte mit deutschen Frauen die Todesstrafe vor. Dem Tod entgehen konnte nur, wer nach Ansicht der NS-Rassenideologie arisch aussah: Diese polnischen Männer wurden im KZ Hinzert sechs Monate lang auf ihre "Eindeutschungsfähigkeit" geprüft. Die Frauen wurden mit kahlrasiertem Kopf an den Pranger gestellt und gedemütigt, viele kamen in das KZ Ravensbrück, das größte Frauen-KZ der NS-Zeit.
Die genaue Zahl der Todesopfer im SS-Sonderlager/KZ Hinzert ist bis heute nicht bekannt. Überlebende berichteten von unvorstellbar grausamen und brutalen Misshandlungen durch das Wachpersonal. An das Geschehene erinnern Gedenktafeln und ein zentrales Mahnmal sowie ein Dokumentations- und Begegnungshaus, das - im Rahmen des vom Land beauftragten und von der Landeszentrale für politische Bildung konzipierten Informationssystem für die "Stätten der Unmenschlichkeit" - im Jahr 2005 neben der Gedenkstätte errichtet wurde.
 
Mehr Informationen hierzu unter www.gedenkstaette-hinzert-rlp.de
     
Bild: Axel Schwarz    
     

Nierstein, Februar 2015