Die Römer in Nierstein

Auf großes Interesse stieß im Oktober der Vortrag „Nierstein in römischer Zeit“ von Dr. Marion Witteyer, der Leiterin der Landesarchäologie in Mainz. Die Schlossstube des Schwabsburger Bürgerhauses erwies sich als fast zu klein für die große Zuhörerschar. Spannend und lebendig zeigte die Referentin wie die Archäologie aus kleinsten Fundstücken ihre Rückschlüsse ziehen kann.

Eine Karte, in der alle bekannten Fundstellen zur römischen Zeit markiert sind, zeigte, wie zerstreut diese in Nierstein liegen: So ergibt sich das Bild einer ländlichen Ansiedlung mit verstreut liegenden einzelnen Villen inmitten der Ackerfluren. Problematisch für die Wissenschaft: Viele Fundstellen des 19. Jahrhundert wurden nicht wissenschaftlich dokumentiert, so sind viele Informationen für immer verloren. Andere Funde verraten nicht so viel, wie man gerne hätte:

    Geschichtsverein Nierstein e.V.
So sagt die Datierung der im Sironabad aufgefundenen römischen Münzen nichts über die tatsächliche Nutzungsdauer der römisch-keltischen Heilquelle aus, und das unterhalb der Kilianskirche aufgefundene Merkur-Relief noch nichts über einen möglichen Merkur-Tempel an dieser Stelle, denn es könnte ja auch zu einem späteren Zeitpunkt dorthin gekommen sein.

Natürlich ging Dr. Witteyer auch auf die beliebte „Streitfrage“ ein, wo Buconica, die in einer historischen Karte bei Nierstein/Oppenheim verzeichnete Straßenstation lag.

Eine endgültige Antwort auf diese Frage steht indes weiter aus: „Wir wissen über Oppenheim nicht so viel wie über Nierstein, aber über Nierstein wissen wir nicht genug“, meinte Dr. Witteyer und appellierte an die Zuhörer, aufmerksam zu sein und mögliche Funde der Landesarchäologie zu melden.

So wie dies die Schwabsburger Elisabeth und Heinrich Borngässer taten, als sie auf ihrem Acker am Lochweg auf römische Spuren stießen. Die Grabungen belegten schließlich, dass an dieser Stelle eine Villa Rustica gestanden hatte.

  GVN
     
     
Fotos: Geschichtsverein Nierstein    
     

Nierstein, Oktober 2017