Stadtführung lockt zahlreiche Teilnehmer
zu Niersteins Adelshöfen und Winzervillen

Das Motto des Stadtrundgangs "Von den Höfen des Adels zu den Villen der Winzer" klang vielversprechend und lockte viele Teilnehmer an. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur um 8" bot Vorstandsmitglied Dr. Susanne Bräckelmann im August einen historischen Stadtrundgang durch Niersteins Zentrum an. Sie erläuterte, wie sich Niersteins "historisches Dreieck" vom einstigen Königshof an der Martinskirche aus entwickelt und warum so viele Adelige Haus- und Grundbesitz in Nierstein hatten. Zu den einst namhaften Adelsfamilien, den von Katzenelnbogen, von Metternich und anderen wusste sie auch so manche Anekdote zu erzählen. Neun dieser Adelshöfe, die im späten Mittelalter und Barock erbaut wurden, existieren bis heute. Sie prägen das Niersteiner Stadtbild zusammen mit den prächtigen Winzervillen, die im 19. Jahrhundert entstanden.
Dr. Bräckelmann zeigte auf, wie nach den französischen Revolutionskriegen vermögende Winzerfamilien die Stelle der vertriebenen und enteigneten Adeligen einnahmen. Sie erwarben deren Adelshöfe oder bauten sich - der ab Mitte des 19. Jahrhunderts florierende Weinhandel machte es möglich - selbst stattliche, teils sogar schlossähnliche Anlagen. Wenige hatten über mehrere Generationen Erfolg, viele mussten - aus den unterschiedlichsten Gründen - im Laufe der Zeit ihre Betriebe aufgeben, wie zum Beispiel Gustav Adolf Schmitt (Wilhelmstraße 2 - 4) oder Philipp Josef Finck (Bildstockstraße 10, heute Rathaus).
Ein Gläschen Wein gab es zum Abschluss im geschichtsträchtigen Weingut Karl-Ludwig Schmitt (Bildstockshohl 5), in dem Albert Schweitzer in den 1950er Jahren mehrfach zu Besuch war. Die heutigen Besitzer Almut Jakob und Andreas Pitz luden die 50 Teilnehmer in ihr privates Wohnzimmer, wo Hans-Uwe Stapf, 2. Vorsitzender des Vereins, den Ausschank des Albert-Schweitzer-Gedächtnisweins vorbereitet hatte. Diese Sonderabfüllung hatte der Geschichtsverein zur Albert-Schweitzer-Veranstaltungsreihe im Jahr 2011 aufgelegt.
Nachdem die erste Stadtführung innerhalb von wenigen Tagen ausgebucht war, organisierte Dr. Susanne Bräckelmann spontan zwei weitere Stadtführungen, so dass ihr insgesamt 134 Teilnehmer auf der informativen und unterhaltsamen Tour folgen konnten. Der Abschluss des zweiten und dritten Rundgangs fand dabei auf der Terrasse des Rathauses statt, einst repräsentatives Wohnhaus der Winzerfamilie Finck.
 
GVN

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Bilder: Thorsten Schäfer, Hans-Peter Hexemer, Heiner Bräckelmann    
     

Nierstein, September 2014