Niersteiner Geschichte

Die unterirdischen Gänge

Ähnlich wie Oppenheim hat auch Nierstein seine „mittelalterliche Unterwelt“ besessen. Der historische Kern, die frühmittelalterliche Keimzelle rund um den Marktplatz, Fronhof und Tempelhof, bildete mit der Martinskirche und den Adelshöfen das Zentrum des unterirdischen Nierstein. Die weitläufigen ehemaligen Flucht- und Versorgungsgänge durchziehen ungeachtet der Grundstücksgrenzen als unterirdische Gänge den alten Ortskern. Sie wurden zum Schutz der Bürger angelegt, da Nierstein keine Stadtmauer besaß.

Das Alter dieser Gänge reicht bis in die Karolingerzeit zurück, als in Nierstein ein Königshof bestand. Der Niersteiner Heimatforscher Ernst Förster hat die Geschichte dieser unterirdischen Gänge untersucht und darüber berichtet (Niersteiner Geschichtsblätter 8/2003).

GVN
Unterirdischer Gang unter dem Metternichhof.

Die Größe der Gänge ist unterschiedlich, neben großzügigen mannshohen Fluchtwegen finden wir auch sehr niedrige Kriechgänge. Wichtige Wegkreuzungen, die verschiedene Gänge miteinander verbunden haben, befanden sich in den beiden Adelsgütern Metternichhof und Sternenfelserhof.

Heute sind die unterirdischen Gänge zumeist zum Schutz der Eigentumsrechte der Besitzer zugemauert. Teilweise wurden sie auch aus statischen Gründen von ihren Besitzern zugeschüttet oder fielen Bauarbeiten zum Opfer.

     
     
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Nierstein, Dezember 2020