16.500 Euro für das Stadtarchiv

Geschichtsverein Nierstein erhält für Restaurierung erneut Fördergeld vom Bund

GVN

„Lückenschluss in Nierstein“ – dieses große Projekt des Geschichtsvereins Nierstein zur Restaurierung der zum Teil schwer geschädigten historischen Akten und Urkunden im Stadtarchiv unterstützt der Bund in diesem Jahr erneut mit 16.500 Euro Fördermitteln.

Als große Anerkennung für den Wert des Archivs wertet dies Dr. Susanne Bräckelmann, die zweite Vorsitzende des Vereins und zugleich Archivbeauftragte der Stadt. Der Schwerpunkt der Restaurierungsarbeiten liegt zurzeit auf den Gerichtsprotokollen aus dem 18. Jahrhundert.

Da diese Protokolle über einen Zeitraum von 100 Jahren kontinuierlich vorliegen und dazu ungewöhnlich umfassend sind, stellen sie auch überregional eine bedeutende Quelle dar.

Dies wurde nun bereits zum zweiten Mal von der KEK, der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes in Berlin, gewürdigt: 16.500 Euro erhielt der Geschichtsverein Nierstein aus dem Sonderprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Prof. Monika Grütters, MdB.

GVNZusammen mit den bereits im Januar dieses Jahres zugesagten 14.850 Euro des Landes Rheinland-Pfalz (LBE Koblenz) sowie 1.650 Euro zweckgebundenen Spenden und Eigenmitteln des Vereins stehen damit in 2021 insgesamt 33.000 Euro für die Restaurierung dieser Gerichtsprotokolle zur Verfügung.

Den Auftrag erhielt die Firma Schempp in Kornwestheim. Bei einem Besuch in dem Restaurationsbetrieb machte sich die Archivbeauftragte kürzlich selbst ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten. „Wir sind seit 2019 ein gutes Stück vorangekommen und haben insgesamt bereits rund 105.000 Euro in die Restaurierung investieren können“, erläutert Susanne Bräckelmann.

In dieser Summe sind auch insgesamt 15.000 Euro Haushaltsmittel der Stadt Nierstein (2019 bis 2021) enthalten.

Damit werden – parallel zu den Arbeiten an den Protokollen – drei besonders umfangreiche Aktenbündel restauriert, aus denen sie sich Aufschlüsse zur Geschichte der Union der beiden evangelischen Kirchen – lutherische und reformierte – in Nierstein im Jahr 1822 erhofft.

     
Da der Aufwand zum Erhalt der wertvollen Originaldokumente jedoch beträchtlich sei, gebe es noch sehr viel zu tun. Die Haushaltsmittel der Stadt Nierstein – 5.000 € pro Jahr – seien eine wertvolle Basis, aber ohne zusätzliche Spenden und Fördergelder ginge es nicht.

Um diese wollen sich Bräckelmann und der Geschichtsverein Nierstein daher weiter intensiv bemühen.

 

Bildtexte:

Norbert Schempp, Inhaber des Restaurationsbetriebes, und Dr. Susanne Bräckelmann mit einem aufwändig restaurierten Bucheinband Niersteiner Gerichtsprotokolle der Jahre 1724-1728.
Foto: Heiner Bräckelmann

 

Sorgfältig reinigt die Restauratorin Sarah Busch Seite für Seite, ehe diese dann mit speziellen Methoden wieder stabilisiert werden können.
Foto: Heiner Bräckelmann

 

Der Bucheinband vor der Restaurierung.
Foto: Norbert Schempp

     

GVNRathaus-Archiv zieht ins Landesarchiv Speyer um

Damit auch das jüngere historische Gedächtnis der Stadt Nierstein für die Zukunft gesichert wird, zieht ein großer Teil der bislang im Dachgeschoss des Rathauses untergebrachten Akten nach Speyer um.

Bereits im Juni hatten Laura Engelskircher und Dr. Ute Rasp, beide Landesarchiv Speyer, den Bestand sorgfältig geprüft und das „archivwürdige“ Material gekennzeichnet.

Dieses wird nun von der Archivbeauftragten der Stadt, Dr. Susanne Bräckelmann, detailliert aufgelistet und mithilfe des Bauhofes verpackt. Ein erster Transport mit insgesamt 39 Bündeln und Kartons ging am 22. September auf die Reise: Per Hubsteiger waren die 39 Pakete von Mitarbeitern des Bauhofs aus dem Dachgeschoss herabtransportiert worden.

Büroleiter Norbert Kessel brachte die wertvolle Fracht mit dem Transporter der Stadt selbst nach Speyer. Im Landesarchiv werden die Zugänge im Anschluss detailliert für das Findbuch verzeichnet und in das bisherige Niersteiner Stadtarchiv (U 178) integriert. Vermutlich wird noch eine weitere Fahrt nötig sein, dann ist dieser Umzug vorerst abgeschlossen.

Ein Teil des Rathaus-Archivs wird dazu in den benachbarten Archivräumen des Geschichtsvereins Nierstein untergebracht – insbesondere alte Fotos und ein umfassender Bestand der regionalen Presse, die zwar nicht für das Landesarchiv relevant ist, aber dennoch einen bedeutenden Wert als lokale historische Quelle hat: Dazu gehören z.B. Ausgaben des Oppenheimer Kreisblattes 1850–1869 und der Landskrone 1867–1936.

     
Hierfür erhält der Verein einen weiteren Raum zur Verfügung gestellt. Diese Archivalien werden damit vom Geschichtsverein gesichert und auch nutzbar gemacht, sie bleiben aber Eigentum der Stadt Nierstein.

Gleichzeitig wird im Dachgeschoss des Rathauses gründlich „ausgemistet“. Hier besteht, so Bräckelmann, ein sehr großer Nachholbedarf: Etliche Akten hätten eigentlich schon vor Jahrzehnten entsorgt werden müssen. Nach Abschluss der Aufräumaktion hat die Rathaus-Verwaltung dann auch genügend Platz, um ihre aktuellen Akten übersichtlich aufzubewahren.

Künftig sollen diese regelmäßig gesichtet und geprüft werden, ob sie für das Archiv in Speyer in Frage kommen oder entsorgt werden können.

 

Bildtexte:

Per Hubsteiger holten Mitarbeiter des Bauhofs die 39 Bündel aus dem Dachgeschoss des Rathauses.

 

Mit dem Transporter der Stadt Nierstein wurden die Bündel von Norbert Kessel ins Landesarchiv nach Speyer gebracht.
Fotos: Norbert Kessel

     
     

Nierstein, September 2021