Mit der leichten Muse gegen das Vergessen

Die Zwei von der Klangstelle

GVN

Die 1920er und 1930er Jahre – Eine Hommage

Ein Abend mit Dr. Markus Weber am Klavier begleitet von Dieter Scheithe
Schirmherr: Dieter Burgard, Landesbeauftragter für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen Rheinland-Pfalz
Veranstalter: Geschichtsverein Nierstein e. V.

Freitag, 9. Juli 2021, 19 Uhr Stadtpark Nierstein
Eintritt: 16 Euro

Die 1920er und 30er Jahre. Was für eine Zeit: die Dekadenz der Charleston-Generation, der bröckelnde Wohlstand, die zunehmende Armut, die Populisten, der Fremdenhass. Eine Zeit, die unserer erschreckend ähnlich ist.

„Dieser Abend mit Liedern, die vor rund 100 Jahren entstanden sind, ist deshalb hochaktuell. Er macht uns einerseits auf eine besondere Art deutlich, dass jüdisches Leben eine jahrhundertealte bereichernde Tradition in Deutschland hat und andererseits, dass jüdisches Leben immer wieder bedroht wird – einer Entwicklung, der wir uns gerade jetzt entgegen stellen müssen. Antisemitismus und Rassismus haben bei uns keine Heimat – diese Botschaft soll der Liederabend mit der leichten Muse gegen das Vergessen aussenden“, betonen Hans-Peter Hexemer, der Vorsitzende des Geschichtsvereins Nierstein und der Schirmherr der Veranstaltung, Dieter Burgard, Landesbeauftragter für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen Rheinland-Pfalz. Der Abend findet statt im Rahmen des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Eine Zeit zwischen zwei Weltkriegen, zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik und Diktatur. Aber es war auch die Zeit der schillernden Unterhaltung. Und gerade die Chansons dieser Zeit sind bis heute Zeugen dieser Epoche.
Erleben Sie einen Abend mit Melodien und Liedern, die man immer wieder gerne hört, eingebettet in den Zeithintergrund und bestückt mit literarischen Kostbarkeiten von Ringelnatz, Tucholsky und Erich Kästner – Autoren verbrannter Bücher, von als „entartet“ bezeichneter Kunst – oder das Flüstergedicht „Zehn kleine Meckerlein“, dessen Besitz mit zwei Jahren Zuchthaus bestraft wurde.

Der musikalische Bogen reicht von der harmlosen Erotik („Ich hab das Fräulein Helen baden sehn“) bis zur Femme fatale („Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“), von einer „Nacht voller Seligkeit“ bis hin zu der Gewissheit „Es wird einmal ein Wunder geschehn“. Vom Abschiedslied von Richard Tauber, vom Heimwehlied von Marlene Dietrich bis zu Ruth, die gut tut, und zu Hans, der sich beim Tanz so ungeschickt anstellt. Es ist kein Liederabend, wie man ihn sich vorstellt, sondern eine musikalische Zeitreise, bei der die Lieder und Chansons Zitate dieser schillernden Zeit auf dem Pulverfass sind, einer Zeit, die geprägt war von Übergängen: von der Demokratie zur Diktatur, vom friedlichen Miteinander zur rassistischen Ausgrenzung, von den freien Künsten zur diktierten Kunst.

Große Namen, darunter viele Juden, werden nicht nur musikalisch zur Sprache kommen: Richard Tauber, Fritz Löhner-Beda, Marlene Dietrich, Fritzi Massary, Richard Fall, Paul O Montis, Peter Igelhoff, Robert Gilbert, Friedrich Holländer, Werner Richard Heymann, Rudolf Nelson und Bruno Balz.

Den Besuchern wird so vor Augen geführt, wie der jüdische Geist in den 1920er Jahren die Unterhaltungskultur mit Texten und Musik bereicherte und wie grausam die Machthaber des "Dritten Reichs" im deutschen Namen mit denen verfuhren, die anders glaubten, anders liebten oder anderer politischer Meinung waren. Die Ausdünnung einer ganzen Künstlerszene in der Nazi-Diktatur steht als mahnende Warnung vor den Keimzellen aktueller Entwicklungen.

Die Chansons spiegeln die glitzernde Oberfläche der damaligen Zeit, und die Moderation sorgt für den historischen Tiefgang und Gänsehautschauer.
Mit der leichten Muse gegen das Vergessen: Ein Abend voller Heiterkeit und Melancholie.

Die Künstler, Dr. Markus Weber und Pianist Dieter Scheithe, kommen aus Weinheim an der Bergstraße. Weber widmet sich nicht nur der leichten Muse mit ernstem Hintergrund, er ist auch Fastnachter und verstärkt in Mainz seit einigen Jahren den Rednerreigen beim KCK in seiner Paraderolle als „Fräulein Baumann“. Darüber hinaus tritt er auch als Rezitator und Kabarettist auf.

Es gelten die Corona bedingten Regelungen für Veranstaltungen unter freiem Himmel. Derzeit sind 100 Gäste zugelassen. Die Karten werden in der Reihenfolge des Eingangs vergeben. Zugang wird nach Anmeldung, Kartenzusage und Kartenbezahlung gewährt für Personen, die geimpft oder genesen sind oder einen tagesaktuellen Test vorweisen können. Vor Ort besteht die Gelegenheit zum Test. Jeder Besucher erhält einen Sitzplatz zugewiesen. Die Sicherheitsabstände und Laufwege sind einzuhalten. Es gilt Maskenpflicht, außer am Sitzplatz. Allgemein müssen die aktuellen am Veranstaltungstag geltenden Coronaregeln eingehalten werden.

 

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Nierstein, Mai 2021