Geschichtsverein Nierstein präsentiert die Ausstellung „Die Macht der Gefühle“

Einen etwas anderen Rückblick auf 100 Jahre deutsche Geschichte bietet die aktuelle Ausstellung des Geschichtsverein Nierstein in der Riesling-Galerie im Niersteiner Rathaus.

„Die Macht der Gefühle. Deutschland 19 | 19“ lautet der Titel der attraktiv gestalteten Plakatausstellung, die unter der Schirmherrschaft von Bundesaußenminister Heiko Maas steht.

Mit aussagekräftigen historischen Bildern, Zitaten und Kurztexten ist auf den insgesamt 20 Plakaten dargestellt, wie Emotionen Politik und Gesellschaft in den vergangenen 100 Jahren prägten, wie sie sich im Laufe dieser Zeit wandelten. Ja, auch Gefühle haben eine Geschichte…

Im Einzelnen sind dies Angst, Begeisterung, Ekel, Empathie, Empörung, Geborgenheit, Hass, Hoffnung, Liebe, Neid, Neugier, Nostalgie, Ressentiment, Scham, Solidarität, Stolz, Trauer, Vertrauen, Wut und Zuneigung.

    Geschichtsverein Nierstein e.V.
     
GVN   Thematisiert wird auch, wie die Intensität der Gefühlswelt uns heute herausfordert, spielen sie doch in der aktuellen Politik, in der gegenwärtigen Gesellschaft, eine immer größere Rolle: Fakten werden durch gefühlte Wahrheiten infrage gestellt, Radikale aller Couleur nutzen aufgeheizte Emotionen, finden mit vermeintlich einfachen Antworten auf komplexe Fragen immer mehr Zuspruch.

Die Plakat-Ausstellung wurde von den Historikerinnen Ute und Bettina Frevert für die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erarbeitet. Anlass für diese Plakatausstellung waren die vielen Jubiläen im Jahr 2019. 100 Jahre Gründung der Weimarer Republik, 90 Jahre Weltwirtschaftskrise, 80 Jahre deutscher Überfall auf Polen und Beginn des Zweiten Weltkriegs, 75 Jahre 20. Juli und Landung der Alliierten in der Normandie, 70 Jahre doppelte deutsche Staatsgründung, 30 Jahre Friedliche Revolution oder 15 Jahre EU-Osterweiterung.

     
Auch diese Themen spiegeln sich in der Ausstellung wider.

Mehr als 3.000 Ausstellungsexemplaren wurden an Initiativen, Organisationen, Kulturbetriebe und politische Bildungsträger weltweit versendet.

Der Geschichtsverein Nierstein hat diese Plakatausstellung erworben und sie dazu mit Leihgaben und mit Objekten aus seinem Vereins-Archiv ergänzt:
Vom Gedenkblatt für Schwabsburger Soldaten 1918, der Berichterstattung über die ersten demokratischen Kommunalwahlen 1919 bis zu gesammelten Erinnerungs-stücken aus dem DDR-Alltag, den Berichten über die Ankunft der ersten DDR-Flüchtlinge in der Niersteiner Rundsporthalle, der Lese des „Einheitsweins“ im Weingut Helmut Reichert. Kurioses, Denkwürdiges und Nachdenklich Stimmendes zum Anschauen und Anfassen.

  GVN
     
  Zur Eröffnung der Ausstellung, zu der die 2. Vorsitzende Dr. Susanne Bräckelmann rund 30 Interessierte begrüßen konnte, hielt Dr. Monika Storm, Leiterin des Archivs im Landtag Rheinland-Pfalz, einen Vortrag zum Thema „70 Jahre Grundgesetz“, eines der vielen Jubiläen des Jahres 2019.

Kurzweilig erinnerte sie an die Entstehung des Grundgesetzes, das ursprünglich nur als Provisorium gedacht war, da man von einer baldigen Wiedervereinigung Deutschlands ausging.

Der Verzicht auf die Bezeichnung „Verfassung“ und auf eine Volksabstimmung über dieses Gesetz sollte den provisorischen Charakter des Grundgesetzes betonen. Es wurde von allen deutschen Landtagen in den drei Westzonen mit Ausnahme des bayerischen angenommen.

     
Im Detail porträtierte Monika Storm die beteiligten Abgeordneten aus Rheinland-Pfalz: Albert Finck, Adolf Süsterhenn, Karl Kuhn und Friedrich Wilhelm Wagner. Otto Schätzel, 1. Beigeordneter der Stadt Nierstein, betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung des Geschichtsvereins, der durch seine zahlreichen Aktivitäten und Veranstaltungen für Nierstein unverzichtbar geworden sei und lud die Gäste im Namen der Stadt zu einem Glas Wein ein.

Die Ausstellung ist nun bis Freitag, 15. November während der Öffnungszeiten in der Riesling-Galerie im Niersteiner Rathaus zu sehen: Montag, Dienstag und Donnerstag 9–12.30 Uhr und 14–18 Uhr, Freitag 9–12 Uhr, Mittwoch geschlossen.

Der Vorstand des Geschichtsvereins hofft, dass auch die örtlichen Schulen von diesem Angebot Gebrauch machen, sprechen Konzept und Aufmachung insbesondere auch die Jugend an.

     
  • Otto Schätzel, Dr. Monika Storm und Dr. Susanne Bräckelmann (v.l.).
  • Die 2. Vorsitzende Dr. Susanne Bräckelmann konnte rund 30 Interessierte in der Riesling-Galerie begrüßen.
  • Dr. Monika Storm erinnerte an die Entstehung des Grundgesetzes vor 70 Jahren.
  • Nostalgie, Ressentiment, Scham – drei von 20 Gefühlen, denen sich die aktuelle Ausstellung widmet.
     
Fotos: Geschichtsverein Nierstein    
     

Nierstein, Oktober 2019