„Wo man früher in Nierstein noch einkaufen konnte“

Zwei Rundgänge durch den alten Stadtkern fanden reges Interesse

GVN

Wie sich die Geschäftswelt in Nierstein in den letzten mehr als 100 Jahren verändert hat, diese Frage beschäftigte Hans-Peter Hexemer, der 1. Vorsitzende des Geschichtsvereins Nierstein, schon länger. So entstand schließlich der Stoff für eine Führung durch Nierstein unter dem Motto „Wo man früher noch einkaufen konnte“.

Die zwei Stunden durch den alten Stadtkern vermittelten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unterhaltsam viele neue Erkenntnisse.

Als geborener Niersteiner weiß Hans-Peter Hexemer, wo Eltern und Großeltern ihre Waren herbekamen oder wo er selbst hingeschickt wurde, um Dinge zu besorgen. Doch der akribische Historiker ist der Sache dann äußerst intensiv nachgegangen, um einen Gesamtüberblick zu schaffen. Wie kommt man nun an solche konkreten Informationen?

Hexemer: „Ich habe viele alte Zeitungen durchgesehen. Am ergiebigsten waren allerdings die Festschriften zu den verschiedensten Jubiläen der Vereine – die ja auch damals schon von den Anzeigen der Gewerbetreibenden in ebendiesen Schriften lebten.“

GVNInsgesamt ist Hexemer bei seinen Recherchen auf über 250 Einkaufsmöglichkeiten gekommen, denn bewusst hat er Winzer, Handwerker, Gaststätten, Ärzte außen vor gelassen. „Das wäre dann doch zu viel und die Geschäfte an sich boten ja schon genügend Erzählstoff.“

Dann stellte der Vorsitzende aber auch gleich fest: „Wir vom Geschichtsverein recherchieren gründlich und belegen die Geschichte mit Fakten wie etwa den alten Anzeigen, Aber natürlich gehören gerade bei diesem Thema auch die mündlich überlieferten Geschichten und auch die kleinen Anekdötchen mit dazu.“

So erklärte er, dass der Marktplatz, die Mainzer Straße, die Rheinstraße aber auch die Oberdorfstraße Haupteinkaufsstraßen waren, in denen nicht nur Geschäfte der Grundversorgung und des täglichen Bedarfs, sondern viele Fachgeschäfte angesiedelt waren. Da gab es Fahrradgeschäfte und Maßschneidereien, Geschäfte für Haushaltswaren und Modeläden, Drogerien und Hutmacher, Zeitschriftenhändler und Elektroläden, Schuhgeschäfte – ganz abgesehen von mehreren Metzgern, Bäckern und Lebensmittelgeschäften.

     
Hans-Peter Hexemer stellte dabei dar, wie vielfältig die Menschen auch fachlich ausgebildet war, schließlich kamen dazu noch Juweliere, Friseure, Mechaniker für die ersten Autos, Apotheker, Schmiede, Drucker, Bürstenmacher, Optiker, Schuster – all das konnte man in Niersteins Stadtkern finden.

Die jeweils 30 Gäste waren bei beiden Rundgängen am 25. August und 10. September mit Begeisterung dabei, seit Jahrzehnten hier lebende Menschen trugen unterwegs und beim Gläschen Wein danach ihre eigenen Erinnerungen und fröhliche Kommentare bei.

Neubürger staunten über das reiche Geschäftsleben an Stellen, wo heute Wohnungen zu finden sind. Nach den beiden Führungen geht sicher der eine oder andere mit anderen Augen durch die Niersteiner Straßen, vielleicht auch ein bisschen wehmütig, ob der zahllosen Möglichkeiten in der Vergangenheit.

Im kommenden Jahr soll wegen des fortbestehenden großen Interesses der Rundgang wiederholt werden. Das genaue Datum wird rechtzeitig bekannt gegeben. Interessenmeldungen sind schon jetzt per Mail möglich: hans-peter@hexemer.net

     
     
© Texte und Fotos – soweit nicht anders angegeben: Geschichtsverein Nierstein e.V.    
     

Nierstein, 25.08. + 10.09.2021