Niersteins Stadtarchiv – eine Fundgrube für Forscher

Geschichtsverein erhält erneut 15.000 Euro für die Restaurierung von Archivalien

GVN

„Schatzung“, so nannte man die Steuererhebung in früheren Zeiten und auch damals schon wurden die Abgaben, die die Menschen zu zahlen hatten, akribisch festgehalten: Mehrere Meter füllen diese historischen Akten in den Regalen des Niersteiner Stadtarchivs, das sich im Landesarchiv in Speyer befindet. Sie decken die Zeit von 1700 bis 1797 nahezu vollständig ab.

„Eine wahre Fundgrube für Forscher“, meint Dr. Susanne Bräckelmann, 2. Vorsitzende des Geschichtsverein Nierstein und Archivbeauftragte der Stadt, „interessant für jeden, der sich mit dem Alltag der Menschen im 18. Jahrhundert, mit der Bevölkerungs- und Vermögensentwicklung von Nierstein beschäftigen oder sich auf die Suche nach den Spuren seiner eigenen Vorfahren machen will.“

Der Wert dieser Quellen, deren Bedeutung weit über Nierstein hinausreicht, wird auch vom Land Rheinland-Pfalz anerkannt: Erneut wurden 15.000 Euro Zuschuss für die Restaurierung von Archivalien des Niersteiner Stadtarchivs bewilligt.

GVN „Zum vierten Mal in Folge erhalten wir damit die maximal mögliche Förderung des Landes“, freut sich Susanne Bräckelmann, die das Restaurierungsprojekt seit 2019 ehrenamtlich organisiert. Das sei für alle Beteiligten eine große Motivation und Ansporn weiterzumachen. Das aktuelle Teilprojekt „Schatzungsakten“ schließt an das bereits fertiggestellte Teilprojekt „Gerichtsprotokolle des 18. Jahrhunderts“ an.

Zusammen mit den für 2022 und 2023 von der Stadt Nierstein bereitgestellten Haushaltsmitteln – jeweils 5.000 Euro – werden damit in diesem Jahr rund 25.000 Euro in die Restaurierung von 15 schwer geschädigten Schatzungs-Akten investiert, darunter ein prächtiger ledergebundener Band aus dem Jahr 1723.

Ohne die fachmännische Bearbeitung wären die teils über 300 Jahre alten Akten verloren, könnten sie nicht mehr genutzt und gelesen werden, da die Papiersubstanz bereits zu instabil ist.

Seit dem Beginn vor vier Jahren sind damit rund 149.000 Euro in die Bewahrung des historischen Gedächtnisses der Stadt investiert worden und gut 46 Prozent der geschädigten Akten gerettet. Über dieses große Projekt informiert der Geschichtsverein im September/Oktober 2023 mit einer Ausstellung im Rathaus der Stadt. Für die Herstellung der Ausstellungsbanner hat die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) einen finanziellen Zuschuss in Höhe von 1.350 Euro zugesagt.

(Bild 1)
Nur zwei solch prächtige, ledergebundene Bände mit Schatzungsakten befinden sich im Niersteiner Stadtarchiv. Dieser aus dem Jahr 1720 ist gut erhalten, der zweite von 1723 kann nun mithilfe der Landesförderung auch restauriert werden.
Foto: Susanne Bräckelmann

(Bild 2)
Detailliert aufgeführt ist hier der Besitz „schatzbarer Güther“ von Johann Heinrich Borngäßer, Bürger und Schultheiß zu Nierstein.
Foto: Susanne Bräckelmann

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Nierstein, Mai 2023