Auf den Spuren des Adels

Zu den Tagen der offenen Winzerhöfe und dem Tag des offenen Denkmals am zweiten Wochenende im September boten der Verkehrsverein und der Geschichtsverein erstmals gemeinsam einen Stadtrundgang unter dem Motto „Auf den Spuren des Adels“ an.

Vorstandsmitglied Dr. Susanne Bräckelmann brachte an beiden Tagen jeweils 35 Teilnehmern die Historie Niersteins mit besonderem Blick auf die – zum Teil noch heute erhaltenen – Adelshöfe an. Bei jeder der acht Stationen wusste sie Wissenswertes und Unterhaltsames zu den früheren vornehmen Besitzern zu berichten, zeigte immer wieder deren enge – manchmal auch zu enge – Beziehung zum Wein auf.

Die Runde begann am Fronhof, wo im Mittelalter Könige urkundeten und noch heute Straßenbezeichnungen wie „Hinter Saal“ und „Saalpförtchen“ an die Lage des ersten Königshofes (Saalhofes) erinnern.

    Geschichtsverein Nierstein e.V.

An dessen Stelle baute man um das Jahr 1000 die Martinskirche. Als Königshof diente von da an der heutige Kurfürstenhof. Dort lernten die Teilnehmer den trinkfreudigen Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz (1574–1610) kennen, dessen ausgiebige Gelage sogar dem Papst zu Ohren kamen.

Der Namensgeber des Metternich-Hofs – ein Adliger aus Köln – schätzte seinen 1628 erworbenen Besitz sehr und ließ seinen Niersteiner Wein regelmäßig per Schiff nach Köln transportieren, wo er ihn dann seinen Gästen kredenzte. Marktplatz 3 war einst im Besitz des legendären Ritter Hundt von Saulheim, einer der Trinkkumpane des Kurfürsten Friedrich IV. und Symbolfigur des Niersteiner Winzerfestes. Später gehörte das Anwesen dann der Familie Knebel von Katzenelnbogen, die auch das Gebäude Marktplatz 5 besaß: Ihr Wappen ziert noch heute die Eingangstür. Gleich nebenan im Haxthäuser Hof zeigte Susanne Bräckelmann auf, wie das Gut von den Rodensteinern (Odenwald) in den Besitz der ursprünglich aus dem Westfälischen stammenden Familie von Haxthausen gelangte.
Das Schloss Herding, an dessen Stelle einst das Dalberger Hofgut stand, ließ 1836–1839 Josefa Ursula Maria Freifrau von Herding als Sommersitz errichten.
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Zu ihrem Besitz gehörte eine der renommiertesten Niersteiner Weinlagen: Die Glöck. Die Erben verkauften den Niersteiner Besitz und von den neuen Eigentümern wurde das Schloss schließlich in die – Niersteins Stadtbild lange prägende – Mälzerei umgewandelt. Die durch Weinhandel vermögende Mainzer Kaufmannsfamilie Lauteren ließ ab 1862 den Mathildenhof – ursprünglich im 16. Jahrhundert errichtet – im Stil einer italienischen Villa umbauen. Zum Abschluss wartete nicht nur ein weiterer Adelshof – der Sternenfelser Hof – sondern auch ein gekröntes Haupt auf die Gäste: die Rheinhessische Weinkönigin Lea Kopp. Ihre Schwester Jana – Niersteiner Weinkönigin 2010/11 – erläuterte bei einem Gläschen Wein die Bedeutung der historischen Kellergewölbe und stellte das familieneigene Weingut vor.

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Fotos: Hans Bürkle (2) / Geschichtsverein Nierstein (2)    
     

Nierstein, September 2018