Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte fördert Niersteiner Rundgang zu Freiheit und Demokratie |
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Ein neuer informativer Rundgang wird für die Niersteiner wie für ihre Gäste im kommenden Jahr realisiert werden. Damit kann man sich auf die Spuren von Freiheit und Demokratie in der Weinstadt begeben. Das Projekt wird gestaltet vom Geschichtsverein Nierstein und maßgeblich von der Bundesstiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte gefördert. Der Vorsitzende des Geschichtsvereins Hans-Peter Hexemer konnte nunmehr den Zuwendungsbescheid über 8.500 Euro in Empfang nehmen. „Jetzt können wir mit der Umsetzung beginnen und damit den bereits vorhandenen stadthistorischen Rundgängen einen weiteren hinzufügen. Hier wird deutlich werden, dass auch in Nierstein Menschen die Demokratie erkämpft und erstritten, verteidigt und mit Leben erfüllt haben und damit die Grundlage für unser Gemeinwesen erschaffen haben.“ Leider sind diese wichtigen Ereignisse zwischen 1848 und heute vielfach in Vergessenheit geraten, die Protagonisten in der Öffentlichkeit kaum bekannt. „Dies wollen wir mit dem neuen Rundgang ändern. Der Rundgang basiert auf einer Homepage mit Texten, Bildern und Audiobeiträgen, die an den jeweiligen Gebäuden durch einen QR-Code abgerufen werden können. Dort werden kleine Schilder angebracht mit kurzem Text und dem Code.“ So reicht der Weg vom aus Nierstein stammenden Abgeordneten der Paulskirche 1848, dem Weingutsbesitzer Philipp Wilhelm Wernher bis zu Maria Sander, die 1974 als erste Frau zum Mitglied des Niersteiner Gemeinderats gewählt wurde. Dazwischen liegen weitere zehn Stationen, bei denen die Erfolge aber auch Bedrohungen der Demokratie und die Verfolgung von Demokraten deutlich werden. So geht es um den ersten Arbeiter im Amt des Bürgermeisters 1919, die Republikverteidiger des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold aus DDP, Zentrum und SPD in der Weimarer Zeit, die Verfolgung von Gegnern durch die Nazis und die Verantwortlichen für den Wiederaufbau nach 1945. |
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Für den Direktor der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, Dr. Kai-Michael Sprenger, ist das Niersteiner Projekt auch deshalb so unterstützenswert, „weil hier durch die Auseinandersetzung mit den demokratischen und freiheitlichen Traditionen der Respekt gegenüber demokratischen Einrichtungen und die Bereitschaft, sich gesellschaftlich zu engagieren, gefördert werden soll. Und zwar regional und lokal. Genau das ist auch die Zielsetzung unserer Stiftung.“ An der Umsetzung des Vorhabens wirkt die Niersteiner Firma Firefilm mit, die bereits an den Niersteiner KULTouren beteiligt war. Der Autor und Produzent Jochen Werner freut sich auf das Projekt: „Der Geschichtsverein hat viele spannende Lebensläufe zur Niersteiner Demokratiegeschichte recherchiert, die wir nun in Text, Ton und Bild lebendig werden lassen können: ein Kopfkino für die Demokratie.“ Mit im Boot ist auch die Stadt Nierstein, die finanzielle und logistische Hilfe leistet wie Stadtbürgermeister Jochen Schmitt und Kulturbeigeordneter Michael Sander versichern: „Es ist wieder eine tolle Idee des Geschichtsvereins, die der Beschäftigung mit unserer Stadtgeschichte einen weiteren wichtigen Aspekt hinzufügen wird.“ Geschichtsvereinsvorsitzender Hans-Peter Hexemer dankte für die Unterstützung der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte und der Stadt. Durch die Zuwendungen und die Eigenmittel des Vereins könne der Rundgang als Gemeinschaftswerk mit Kosten von knapp 15.000 Euro umgesetzt werden. |
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Zum Bild: Im Haxthäsuer Hof am Niersteiner Marktplatz wohnte 1848 der Paulskirchenabgeordnete Philipp Wilhelm Wernher. Das barocke Gebäude ist Ausgangspunkt des Rundgangs. Foto: Archiv Geschichtsverein Nierstein |
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Nierstein, 07.10.2024 |