Weihwasserbecken aus dem Mittelalter: „Ein Stück Schwabsburger Geschichte“
Vorstandsmitglied Georg Zimmermann übergibt Objekt an katholische Gemeinde

Es ist für Schwabsburg eines der ältesten Zeugnisse der Ortsgeschichte, das Pfarrer Johannes Kleene, Leiter der Pfarrgruppe Oppenheim, von Herrn Georg Zimmermann überreicht bekommt.

Dieses Zeugnis ist ein Weihwasserbecken aus dem Spätmittelalter und wird in das 13. Jahrhundert datiert. Das kalottenförmige, ausgehöhlte Sandsteinobjekt ruhte ursprünglich wohl auf einem separat gefertigten Säulenpfeiler oder auf einer Wandkonsole. Auffällig sind der unregelmäßig weich abgeschliffene Rand und die schlichten gurtartigen Reliefelemente an der Außenseite des Weihwasserbeckens.
Diese und weitere Anhaltspunkte lassen eine Zuordnung in die spätromanische Bauphase zu, die sich wieder von der sie ablösenden Gotik durch eine andere Form und Bearbeitungsart klar abgrenzt.

    Geschichtsverein Nierstein e.V.
Diese zeitliche Einordnung hat die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz vorgenommen. In einem Brief an Herrn Zimmermann vom 18. Mai 2010 heißt es, dass das Schwabsburger Weihwasserbecken gut und gerne zur Erstausstattung des ältesten mittelalterlichen Vorgängerbaus der heutigen Pankratius Kapelle gehört haben könnte. Damit ist die im Jahr 1363 erwähnte Kapelle in Schwabsburg gemeint, die auch schon dem hl. Pankratius geweiht war. Das überreichte Weihwasserbecken dürfte aus dieser Kirche übriggeblieben sein.

Diese erste erwähnte Schwabsburger Kapelle wurde 1613 durch einen Neubau ersetzt und ist bereits auf dem Kupferstich von Mattheus Merian (1593-1650) zu sehen. Diese Kirche prägte bis 1892 das Schwabsburger Ortsbild. Ob das Weihwasserbecken schon den Weg in diese Kirche gefunden hat, ist nicht dokumentiert. Grund für die Annahme, dass das Becken Bestandteil dieser war, ist, dass der vormals katholische Neubau erst 1705 durch die Pfälzische Religionsdeklaration eine von beiden Konfessionen genutzte sogenannte Simultankirche wurde. Da die Schwabsburger Reformierten aber in der Mehrzahl waren, beanspruchten sie die alleinige Nutzung, was sie auch durchsetzen konnten. Es ist davon auszugehen, dass das Weihwasserbecken zu dieser Zeit aus dem Kirchraum entfernt wurde und damit aus den Augen der Schwabsburger verschwunden ist.

Erst Christian Zimmermann, der Urgroßvater von Herrn Georg Zimmermann, hatte beim Abbruch der alten Kirche 1892 wieder Interesse an diesem Sandsteinstück gefunden und ihn im Bereich der Landwirtschaft zu nutzen gewusst. Sein Urenkel, der auch im Vorstand des Niersteiner Geschichtsvereines aktiv ist, hat dieses Weihwasserbecken vor längerer Zeit wiederentdeckt und sich bereit erklärt, „das Stück Geschichte Schwabsburgs“, wie er es selbst nennt, der Schwabsburger Katholischen Kapelle zu übergeben.

Pfarrer Kleene sprach Georg Zimmermann im Namen der Kirchengemeinde seinen herzlichsten Dank aus und freute sich über den neuen, geschichtsträchtigen Gegenstand in der Schwabsburger Kapelle. Somit beherberget die Schwabsburger Kapelle mit diesem Weihwasserbecken einen wichtigen Zeitzeugen der Entstehung der Schwabsburg und der Entwicklung des Dorfes zu ihren Füßen.

Hans-Peter Hexemer, Vorsitzender des Geschichtsvereins, dankte ebenfalls Georg Zimmermann, der schon viele Gegenstände, die aus der Ortsgeschichte erzählen, aufgefunden und bewahrt habe. Er erinnerte etwa an die Hellebarde, die einst dem von den Nazis verfolgten Niersteiner Juden Jacob Hirsch gehört hatte oder an die Wrackteile der 1947 in der Niersteiner Gemarkung abgestürzten US-Militärmaschine. Solche Gegenstände seien wertvoll, um Geschichte anschaulich und begreifbar zu machen.

     
     
Foto: Geschichtsverein Nierstein    
     

Nierstein, August 2018