Aus Anlass des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2018 laden wir ein zu einem Vortrag und zu einer Ausstellung

Die Ausstellung mit dem Titel … besehen wir, ob der Rebstock treibt…“ Wein im Judentum: Von Traditionen und Genuss“ findet statt in der Filiale der Volksbank Alzey-Worms in Nierstein, Marktplatz, vom 18. Januar bis 8. Februar 2018, wochentags während der üblichen Geschäftszeiten

Eröffnung: Donnerstag, 18. Januar 2018, 18 Uhr

Auf 12 Bannern werden verschiedene Aspekte beleuchtet, die sich auf Wein und Judentum beziehen:

Was unterscheidet koscheren von nichtkoscherem Wein? Was steht in Thora und Talmud, dem Hohelied und den Psalmen zu Wein? Wie gestaltet sich der Segen über den Wein anlässlich jüdischer Feiertage oder am Schabbat? Wieso werden an Pessach vier Glas Wein getrunken und an Purim noch viel mehr? Die Ausstellung der SchUM-Städte Speyer, Worms, Mainz e.V. widmet sich diesen und weiteren Fragen zum Thema Wein und Judentum. Zur Eröffnung sprechen die Geschäftsführerin der SchUM-Initiative Dr. Susanne Urban und der 1. Vorsitzende des Geschichtsvereins Nierstein.

Der Vortrag befasst sich mit dem Thema: Die Arisierung des jüdischen Weinhandels in Rheinhessen Referentin: Julia Kreuzburg M.A. Die Veranstaltung findet statt am Freitag, 26. Januar 2018, um 18 Uhr, im Rathaus Nierstein, Riesling-Galerie, Bildstockstraße 10.

Die Verdrängung der Juden aus der rheinhessischen Wirtschaft hatte für den regionalen Weinhandel weitreichende Folgen, da der Anteil jüdischer Händler verhältnismäßig hoch gewesen war.

    Geschichtsverein Nierstein e.V.
Doch die „Arisierung“ des Weinhandels in Rheinhessen ist ein bislang kaum erforschtes Thema. Dieser Vortrag beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verdrängung jüdischer Weinhändler im hiesigen Raum. Zudem wurden zwischen 1935 und 1938 in Mainz öffentlichkeitswirksam Prozesse gegen einzelne Unternehmen zum Zweck des Prestigeverlusts und der finanziellen Schädigung der Angeklagten geführt. Über die Verhandlungen berichtete die regionale sowie überregionale Presse ganz im Sinne der NS-Propaganda. Anhand einer Untersuchung von Beispielunternehmen aus dem Mainzer Raum wird sichtbar, wie lange und auf welchem Wege die Unternehmen ihre Stellung noch behaupten konnten, aber auch welche Mittel ergriffen wurden, um sie aus dem Geschäft zu drängen.

Julia Kreuzburg, geboren 1990 in Mainz, hat Geschichte (Master of Arts) an der JohannesGutenberg-Universität Mainz studiert. Während des Studiums arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft und erhielt eine Studienförderung durch das Deutschlandstipendium. Ihre Abschlussarbeit zum Thema „Die ‚Arisierung‘ des jüdischen Weinhandels in Rheinhessen“ wurde 2017 mit dem Gutenberg-Stipendium der Landeshauptstadt Mainz ausgezeichnet. Zurzeit promoviert sie bei Prof. Dr. Michael Kißener (Lehrstuhl Zeitgeschichte) an der JGU Mainz. Die Promotion steht im Kontext zu dem Vorhaben „Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914“ der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, von der sie mit einem Promotionsstipendium gefördert wird.

Wir hoffen auf Ihr Interesse an beiden Veranstaltungen und würden uns freuen, Sie recht zahlreich begrüßen zu können.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Peter Hexemer 1.Vorsitzender

 

Beim Mainzer Rosenmontagszug gab es antisemitische Hetze – ein Wagen von 1936, der den jüdischen Weinhändlern Panscherei vorwarf: "Han mer auch gemacht Eintopf!". Weinfass mit Judenstern, Beschriftung "Pfalz, Rhein, Mosel, Nahe; Preise pro Sorte 1.45 - 9.95" sowie vier seitlich angebrachten Hähnen. "Fremde Art hat, so betätigt deutschen Handel schwer geschädigt".

 

Foto: Stadtarchiv Mainz, BSPF 419A, Fotograf J. Dürrwächter

  GVN
     
Bilder: Geschichtsverein Nierstein    
     

Nierstein, Januar 2018