Niersteiner Geschichte

Landung des Zeppelin 1908

Für großes Aufsehen sorgte am 4. August 1908 das Luftschiff des Ferdinand Graf Zeppelin am Himmel über Nierstein und Oppenheim. An jenem Tag war das Luftschiff LZ 4 kurz nach 6 Uhr morgens zur ersten Fernfahrt von Friedrichshafen nach Mainz und zurück gestartet. Wegen eines Motorschadens musste Graf Zeppelin allerdings am Nachmittag gegen 17 Uhr auf dem Rhein am Kornsand, dem alten Niersteiner Gemarkungsteil, zwischenlanden. Tausende pilgerten zur Landestelle, um das gewaltige Luftschiff und den Grafen zu bestaunen. Unter den Besuchern war auch der Niersteiner Bürgermeister Reichert, der dem Grafen eine Flasche des besten Niersteiner Weines überreichte sowie der junge Carl Zuckmayer aus Nackenheim, der dieses Erlebnis in seiner Biographie „Als wär’s ein Stück von mir“ schilderte.

Nach erfolgreicher Reparatur startete das Luftschiff und erreichte gegen 22 Uhr Mainz, wo es ebenfalls von einer großen Menschenmenge begeistert bejubelt wurde. Die Rückfahrt ging an Nierstein und Oppenheim vorbei rheinaufwärts. Am Morgen des 5. August versagte über Mannheim erneut ein Motor, worauf sich Graf Zeppelin zur Landung auf einem Feld bei Echterdingen entschloss, um den Motor in den nahen Daimlerwerken in Unter-Türkheim reparieren zu lassen.

Bereits an diesem 5. August stand in der „Frankfurter Zeitung“ eine Meldung, wonach das hessische Finanzministerium beabsichtige, an der Landestelle auf dem Kornsand einen Gedenkstein zu errichten. Noch am selben Nachmittag verbrannte das Luftschiff während eines Gewitters. Durch ganz Deutschland ging eine Welle der Hilfsbereitschaft, die besonders auch Nierstein erfasste. Mit einer Geldsammlung unterstützten die patriotischen Vereine „die Wiederaufrichtung des nationalen Werks“. Nicht nur eine Geldsumme in Höhe von 2396 Mark, auch 200 Flaschen besten Niersteiner Weins schickte man an den Grafen. Der bedankte sich in einem Brief beim Niersteiner Bürgermeister für die Unterstützung und den „köstlichen Rebensaft“ und „… sollte mich einmal der Mut verlassen, so will ich, gleich wie mein großer Landsmann Schiller, neuen schöpfen aus der Zauberkraft des Sorgenbrechers“.

Zwischen der Landung und Denkmals-Enthüllung im Jahr darauf entbrannte zwischen den beiden Kommunen Nierstein und Oppenheim eine erbitterte Pressefehde wegen der Bezeichnung des Landeplatzes „bei Nierstein“ bzw. „bei Oppenheim“. Die Feier fand schließlich am Mittwoch, 4. August 1909, statt. Der Gedenkstein trägt bis heute die Inschrift: „Hier landete mit seinem Luftschiff Graf Zeppelin auf seiner ersten Dauerfahrt am 4. August 1908“.

Der Geschichtsverein Nierstein veranstaltete in seinem Gründungsjahr 1998 anlässlich des 90. Jahrestages eine große Zeppelinfeier am Niersteiner Rheinufer. Zum 100. Jahrestag der Landung organisierte der Verein eine Zeppelin Ausstellung in der Riesling-Galerie des Niersteiner Rathauses. Beim Festumzug des Niersteiner Winzerfestes 2008, der unter dem Motto der Zeppelin-Landung stand, fuhr ein vier Meter langes Modell des Zeppelins mit. Als Graf Zeppelin war der damalige erste Vorsitzende Dr. Johannes Zimmermann dabei und als Niersteins Bürgermeister Reichert Hans-Peter Hexemer.

Kornsand Zeppelinstein

Der Zeppelingedenkstein auf dem Kornsand.

 
 
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Nierstein, Dezember 2020