Der Metternichhof in Nierstein |
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Nierstein in seiner Vergangenheit von Rektor Dörrschuck, 1928 Das
uralte von Bechtolsheimische, im Jahre 1752 Gräflich von Metternisch'sche
zur Krafft dahier gelegene freiherrliche Gut Abschrift aus "Nierstein am Rhein in seiner Vergangenheit"
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Im Jahre 1974 kaufte die Familie Staiger von Frau Katharina (genannt Käthe) Sandmann das Nachbargrundstück Oberdorfstraße 2 zur Schaffung einer eigenen Zufahrt. Das Haus war zum Teil eingestürzt oder einsturzgefährdet und seit geraumer Zeit nicht bewohnt. Für dieses Trümmergrundstück lag eine Abrissgenehmigung vor. Am 22.07.1985 wurde der Metternichhof unter Denkmalschutz gestellt. Gegen diesen Unterschutzstellungsbescheid wurde Einspruch erhoben, weil die Restaurierung für völlig sinnlos und nicht bezahlbar gehalten wurde. Nach zwei Instanzen vor Gericht stand fest, dass das Gebäude erhalten werden musste. Die Richter urteilten, dass die Frage der Kulturdenkmaleigenschaft nicht davon abhinge, welche Erhaltungskosten für den Fortbestand des Kulturdenkmals erforderlich wären. Mit der Vermessung des Hauses durch das Landesamt für Denkmalpflege wurde 1992 ein Neuanfang mit der Denkmalpflege verabredet und ein Sanierungskonzept erarbeitet. Wichtigste Maßnahme war die Sanierung des Dachstuhls und des Daches. Im Jahr 1994 war das Dach fertig gestellt und der Verfall des Hauses gestoppt. Die nächste große Aufgabe war die Restaurierung des Festsaales. Das mühsame Abkratzen der Wände zum Freilegen der Wandmalereien und zur Sicherung der erhaltenen Fragmente begann 1996. Mit dem Einbau der Decke, des Fußbodens sowie der Heizung und Elektroinstallation wurde 2001 die Restaurierung des großen Saales abgeschlossen. Im folgenden Jahr wurde mit der Neugestaltung des Niersteiner Marktplatzes und der Oberdorfstrasse begonnen. Durch diese Baumaßnahme wurde es erforderlich, den alten Adelshof an das Versorgungsnetz für Wasser, Strom, Gas und Telefon anzuschließen.
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Baugeschichte Die Entstehung des Metternichhofes kann in mehrere Abschnitte gegliedert werden.
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Bauphase 1 Die Errichtung
des Kernbaus (2. Hälfte des 15. Jh.) Das Hauptgebäude des Metternichhofes ist als Wohn- und Wehrturm gebaut worden. Die äußeren Mauern weisen eine Dicke von 57-60 cm auf. Der Bau dieses wehrhaften Hauses war erforderlich, da Nierstein keine schützende Stadtmauer hatte. Während im Erdgeschoss die Küche und ein kleiner Stall untergebracht waren, konnte im Zwischengeschoss ein kleiner Vorratsraum genutzt werden. Das Obergeschoss diente vermutlich zu Wohnzwecken. Die Verbindung zwischen den Geschossen muss über eine Treppe außerhalb des Gebäudes erfolgt sein. Dieser Adelshof weist einige Besonderheiten auf. So befinden sich im Obergeschoss Schießscharten, die für unterschiedliche Waffen gebaut wurden. Zwei Wehrgänge, deren erhöhte Eingangsmöglichkeit durch Heraufziehen einer Leiter dem Angreifer den Zutritt versperren konnte, hatten eine wichtige Funktion bei der Verteidigung des Hauses. Vermutlich war das Hauptgebäude bei seinem Bau als zweigeschossiger Wohn- und Wehrturm gebaut worden. Andere gleichartige Gebäude sind in der Literatur beschrieben. Sichtbares Zeichen für diese Vermutung ist der Treppenansatz im Obergeschoss, der sich auch mit der Ausmalung des Raumes deckt. Diese erste rötliche Malfassung stammt von 1549.
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Bauphase 2 Die Errichtung
eines Anbau mit Treppenturm Nachträglich wurde an den Kernbau ein Anbau mit Treppenturm angesetzt. Weder das gemauerte Erdgeschoss noch das Obergeschoss, das weitgehend aus Fachwerk bestand, sind erhalten. Von diesem Anbau stammt auch der Treppenturm. Zeitgleich mit diesem Anbau sind im Obergeschoss des Kernbaus Veränderungen vorgenommen worden. So wurde der ursprüngliche Zugang zu einem Fenster verkleinert. Neben dem Fenster erkennt man einen Mauerspalt, in der sich eine Rolle zum Bewegen einer Zugtüre befindet. Das zweite Fenster in der Nordostmauer wurde ebenfalls nachträglich verändert. Die Schießscharte in dieser Wand wurde dabei geschlossen. Zum angebauten Treppenturm wurde ein neuer Zugang über einen hölzernen Gang in den Festsaal gebaut. Nach diesen Veränderungen bekam das Obergeschoss seine rötliche Wandmalerei.
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Bauphase 3 Die Erneuerung
der Wandmalereien im Obergeschoss Die jüngere graue Malfassung erfolgte ohne bauliche Veränderungen und Neuverputz auf die alte.
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Bauphase 4 Der Wiederaufbau
des Gebäudes in den Jahren 1717/18 Vermutlich nach der Zerstörung des Gebäudes durch französische Truppen 1689 wurde der Wiederaufbau des Gebäudes durchgeführt. Der Metternichhof wurde durch den Anbau des Erweiterungsbaus vergrößert. Hier erkennt man deutlich, dass das neue Gebäude mit drei Mauern an den Kernbau angesetzt wurde. Ein gemeinsamer Dachstuhl verband die zwei Gebäude miteinander. Der Durchbruch einer Türe zwischen dem Kernbau und dem Anbau im Erdgeschoss stammt ebenfalls aus dieser Zeit.
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Bauphase 5 Nachträgliche
Veränderungen am Gebäude Nachträglich wurde das Gebäude stark verändert. In den Kernbau wurde im Untergeschoss ein Durchgang zum Kuhstall sowie ein Abgang in den Keller gebaut. Der Einbau einer Balkendecke sorgte für eine Unterteilung des Erdgeschosses in drei kleinere Räume.
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Festsaal
Fragmente der Ausmalung im Festsaal
Fragmente der Ausmalung im Festsaal
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© A. Schwarz, Nierstein 2005
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