Stolperstein für Josefine Zeller verlegt

Im Rahmen einer Gedenkstunde am 20. Juni 2019, zu der in Nierstein etwa 50 Menschen zusammen kamen, wurde vom Geschichtsverein der 55. Stolperstein für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt.

Dieser Stolperstein erinnert an Josefine Zeller, die im Jahre 1909 in Nierstein geboren, im März 1938 als Jüdin verhaftet und am 26. März 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg an der Saale ermordet wurde.

In einer bewegenden Ansprache erinnerte Hans-Peter Hexemer, der Vorsitzende des Geschichtsverein Nierstein, nicht nur an das Leben und Schicksal Josefine Zellers, deren Mutter Cerry Eller am 21.03.1945 auf dem Kornsand ebenfalls Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde, sondern führte auch aus, wie wenig glaubwürdig die Behauptung war und ist, von all den Verbrechen habe man nichts gewusst. Denn das, was Josephine Zeller angetan wurde, vollzog sich nicht im Verborgenen, es geschah vor den Augen vieler Zeitgenossen.

    Geschichtsverein Nierstein e.V.
     
GVN   Bevor Josefine Zeller ins Lager kam, wurde sie in Nierstein „ausgegrenzt, gedemütigt und entrechtet“. Im Lager waren „Aufseher, Bürokraten und Ärzte an der Verfolgung beteiligt“, in der Heilanstalt Bernburg wurden „Pflege- und Betreuungspersonen zu Mördern“. Und alle Schritte wurden bürokratisch mit Akribie erfasst.

Zudem betonte Hexemer, dass die Vergangenheit eben nicht tot, sondern nicht einmal vergangen sei und appellierte: „Wir dürfen und wir können das Vergangene nicht abtrennen, uns nicht fremd stellen. Was wir heute an neuem altem rechten Gedankengut, an Hetze, Hass und Gewalt, an Ausgrenzung und Intoleranz erleben - das ist gegenwärtig und es ist widerwärtig.“
Haben, fragte er, die Menschen so wenig aus der Geschichte gelernt und forderte die Courage ein, jedem, der die Lektion nicht gelernt habe, entgegenzutreten. Dies sei eine fortwährende Aufgabe, die Aufmerksamkeit, Mut und Handeln erfordere.

     
Während der Feierlichkeit bedankten sich die anwesenden Enkelkinder von Cerry Eller, Gertrude Weber und Peter Eller, für die engagierte Gedenkarbeit des Geschichtsvereins.

Auch der neu gewählte Stadtbürgermeister Niersteins, Jochen Schmitt, nahm an dieser berührenden Aktion teil.

Die Verlegung der Stolpersteine wird seit 2013 vom Geschichtsverein und seinem Arbeitskreis vorgenommen. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden aus der Bevölkerung und von Vereinen.

Weitere Spenden, die etwa in die Gestaltung eines Informationsblattes über die Niersteiner Stolpersteine fließen, werden gerne entgegen genommen.

Wer bei der Gedenk- und Erinnerungsarbeit mitwirken möchte, kann sich an das Vorstandsmitglied des Geschichtsverein, Joachim Allmann, wenden.

  Stolpersteine
     
     
Text der Rede des 1. Vorsitzenden Hexemer   Inschriften der Steine
     
     
     
Fotos: Geschichtsverein Nierstein    
     

Nierstein, Juni 2019